Was es mit der populären "Gluten-Unverträglichkeit" auf sich hat, ist auch eine Gräser-Geschichte. Und die hat durch aktuelle Forschungen eine neue Wendung erfahren: Bei der Zucht von Getreidesorten wurden jeweils die Gräser ausgesucht, die am widerstandsfähigsten etwa gegenüber Schädlingen sind. Das bedeutet, dass die weiter gezüchteten Pflanzen über einen besonders hohen Anteil an Abwehrstoffen verfügen. Und diese Abwehrstoffe werden nicht von jedem vertragen.
Wie alle Pflanzen produziert auch Getreide eigene Abwehrstoffe: Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATI. Da Pflanzen mit viel ATI am widerstandsfähigsten sind, wurden diese schon seit langem gezielt gezüchtet. Deshalb haben wir heute Sorten mit einem hohen Anteil an diesen Abwehrstoffen. Die ATI aus dem Korn können im Körper eine verhängnisvolle Reaktion auslösen. Im Darm werden sie für Krankheitserreger gehalten. Das Immunsystem schickt Abwehrzellen. Doch da diese nichts identifizieren, was sie bekämpfen könnten, greifen sie das eigene Gewebe an – die Darmschleimhaut entzündet sich. Lange hatten Forscher Gluten als Ursache für Unverträglichkeiten im Verdacht, den Kleber im Getreidekorn. Doch jetzt scheint das Gluten eine Rehabilitation zu erfahren, denn nur etwa ein Prozent der Deutschen reagiert darauf sensibel. Mehr Menschen reagieren empfindlich auf die pflanzeneigenen Abwehrstoffe im Getreidekorn.